Prof. Dr. Sepp Hochreiter im Interview mit Leonard Schmedding
Im Rahmen eines exklusiven Interviews sprach Prof. Dr. Sepp Hochreiter, einer der Erfinder der modernen Künstlichen Intelligenz (KI), mit Leonard Schmedding über die Grundlagen, Anwendungsfälle und die Zukunft der KI. Hochreiter, Professor für Bioinformatik an der Johannes Kepler Universität in Linz und Direktor des Instituts für Machine Learning, prägte mit seiner bahnbrechenden Erfindung der Long Short-Term Memory (LSTM)-Netzwerke die KI-Welt nachhaltig.
Künstliche Intelligenz: Definition und Bedeutung
Zu Beginn des Gesprächs stellte Hochreiter klar, dass viele Experten und Laien gleichermaßen Schwierigkeiten haben, Künstliche Intelligenz zu definieren. Gemäß seiner adaptierten Definition von Barr und Feigenbaum (1981) umfasst KI Maschinen, die kognitive Fähigkeiten wie Lernen, Planen, logisches Schließen und Problemlösen aufweisen. Er betonte jedoch, dass diese Definition stark an menschliche Eigenschaften angelehnt sei und die Möglichkeit offenlasse, dass KI in Zukunft Fähigkeiten entwickelt, die über menschliche Intelligenz hinausgehen.
Der Ursprung: Wie alles begann
Hochreiters Reise in die Welt der KI begann während seines Informatikstudiums an der TU München. Begeistert von neuronalen Netzwerken und ihren unklaren Funktionsweisen widmete er sich diesem innovativen Forschungsfeld. In Zusammenarbeit mit seinem Betreuer Jürgen Schmidhuber entwickelte er LSTM-Netzwerke, die das Fundament vieler moderner KI-Anwendungen bilden.
LSTM-Netzwerke: Eine bahnbrechende Erfindung
LSTM (Long Short-Term Memory) Netzwerke lösten das grundlegende Problem des „Vanishing Gradient“, das früher die Entwicklung tiefer neuronaler Netzwerke einschränkte. Diese Netzwerke ermöglichen es Maschinen, Informationen über lange Zeitspannen hinweg zu speichern und zu nutzen. Hochreiter erklärte, dass Technologien wie Sprachverarbeitung, automatische Bilderkennung und sogar ChatGPT von dieser Erfindung profitieren. Bis 2017 waren LSTM-Netzwerke in Milliarden von Geräten wie Smartphones und virtuellen Assistenten wie Alexa integriert.
Anwendungsfälle von KI im Alltag
Hochreiter verdeutlichte, dass KI bereits tief in unseren Alltag integriert ist. Sie optimiert Lagerbestände in Online-Shops, verbessert Vorschläge bei Streaming-Diensten und revolutioniert die Logistikbranche. Viele dieser Anwendungsfälle basieren auf neuronalen Netzwerken, die Aufgaben wie Bilderkennung oder Vorhersagen effizient bewältigen. Auch in der Automobilindustrie und im Gesundheitswesen spielen KI-Lösungen eine immer größere Rolle.
Chancen und Herausforderungen der KI
Trotz der vielen Chancen betonte Hochreiter auch die Risiken. Besonders die Konzentration der KI-Entwicklung bei wenigen großen Unternehmen wie OpenAI oder Google sieht er kritisch. Demokratische Kontrolle und ethische Leitlinien seien unerlässlich, um eine gerechte Verteilung der technologischen Vorteile zu gewährleisten.
Der deutsche Beitrag zur KI
Deutschland hat laut Hochreiter eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von Grundlagentechnologien gespielt. Dennoch kritisierte er die fehlende Umsetzungskraft deutscher Unternehmen, im Gegensatz zu den USA oder China. Während dort Innovationen schnell in marktfähige Produkte umgesetzt werden, dauert dieser Prozess in Europa oft zu lange.
Zukunftsperspektiven und Empfehlungen
Hochreiter prognostizierte, dass KI zukünftig noch mehr Bereiche unseres Lebens revolutionieren wird. Er sieht die größten Chancen in der Entwicklung neuer Berufsfelder und der Effizienzsteigerung in der Industrie. Dabei betonte er die Notwendigkeit, sich aktiv mit der Technologie auseinanderzusetzen, um deren Potenziale optimal zu nutzen.
Sein Appell an Unternehmer und Arbeitnehmer: „Ignorieren Sie KI nicht. Sie wird kommen, sie ist da, und sie wird die Produktivität steigern. Lernen Sie, wie Sie KI sinnvoll einsetzen und wo sie Ihnen schaden könnte. Nur so können Sie von dieser revolutionären Technologie profitieren.“
Optimismus für die Zukunft
Das Interview mit Prof. Dr. Sepp Hochreiter unterstreicht die immense Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für unsere Gesellschaft. Seine Erfindung der LSTM-Netzwerke ist ein zentraler Baustein moderner KI. Gleichzeitig ruft Hochreiter dazu auf, die Technologie kritisch zu hinterfragen, aber auch ihre Chancen aktiv zu nutzen. Die Zukunft der KI ist vielversprechend – sofern wir sie verantwortungsvoll gestalten.
Über Leonard Schmedding
Leonard Schmedding ist Co-Founder von Everlast AI, einer digitalen Unternehmensberatung mit über 30 Vollzeit-Mitarbeitern im KI-Bereich. Er betreibt den größten deutschen YouTube-Kanal zum Thema Künstliche Intelligenz im geschäftsrelevanten Kontext: Mehr Umsatz, mehr Zeit, weniger Arbeit. Auf YouTube interviewt er regelmäßig die führenden Köpfe aus der KI-Welt und bietet allen KI-Interessierten dadurch kostenfrei umfassende und tiefe Einblicke in die Zukunft, wie kein anderer KI-Kanal.
Zum Interview mit Prof. Dr. Sepp Hochreiter
Das gesamte Video mit Prof. Dr. Sepp Hochreiter bietet noch mehr spannende Einblicke und ist ab sofort auf YouTube in voller Länge verfügbar. Einfach unten auf den Link klicken und das Interview anschauen!